Fünfmonatige Talfahrt gestoppt:
Kraftstoffpreise ziehen im Oktober wieder an
- Super E10 rund 2 Cent, Diesel rund 3 Cent teurer als im September
- Super E10 im Oktober in Mannheim, Bonn und Bielefeld am günstigsten
- Super E10 in Hannover, Dresden und Hamburg am teuersten
- Diesel im Oktober in Bielefeld, Bonn und Mannheim am günstigsten
- Diesel in Leipzig, Dresden und Hannover am teuersten
Nürnberg, 4. November 2024. Nach fünfmonatiger Talfahrt sind die Kraftstoffpreise an den Tankstellen in Deutschland im Oktober erstmals wieder gestiegen. Das geht aus der monatlichen Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes Clever Tanken hervor. Demnach kostete der Liter Super E10 im vergangenen Monat im bundesweiten Durchschnitt rund 1,6626 Euro. Das waren rund 2 Cent mehr als im September. Für den Liter Diesel zahlten Autofahrende im Oktober rund 1,5640 Euro – etwa 3 Cent mehr als im Vormonat.
„Noch im September waren die Kraftstoffpreise so niedrig wie seit fast drei Jahren nicht mehr gewesen. Dass sie im Oktober wieder angezogen haben, hat eine maßgebliche Ursache: steigende Rohölpreise aufgrund geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten sowie einem fallenden Eurokurs gegenüber dem US-Dollar“, erklärt Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken.
Im Oktober zahlten Autofahrende für vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 im Bundesdurchschnitt 399,02 Euro. Das waren etwa 5,09 Euro mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Oktober 2023, als der Liter Super E10 rund 1,8156 Euro kostete, war der Preis im Oktober 2024 hingegen um rund 0,1530 Euro niedriger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter bedeutet dies eine Ersparnis von etwa 36,72 Euro gegenüber dem Vorjahresmonat.
Für vier Tankfüllungen à 60 Liter Diesel zahlten Autofahrende im Oktober durchschnittlich rund 375,36 Euro – etwa 6,26 Euro mehr als im September. Verglichen mit dem Vorjahresmonat, als Diesel rund 1,8212 Euro pro Liter kostete, war der Kraftstoff im Oktober 2024 rund 0,2572 Euro pro Liter günstiger. Das entspricht einer Ersparnis von etwa 61,73 Euro für vier Tankfüllungen im Vergleich zum Oktober 2023.
Preisschere zwischen Benzin und Diesel schließt sich weiter
Im Oktober lag der bundesweite Durchschnittspreis für Super E10 rund 9,86 Cent über dem für Diesel. Im Vergleich zum September, als die Differenz noch 10,35 Cent betrug, verringerte sich der Abstand im Oktober um rund 0,5 Cent zulasten des Diesels. Damit näherten sich die Preise beider Kraftstoffsorten den zweiten Monat in Folge an.
Obwohl Diesel noch immer rund 10 Cent günstiger ist als Benzin: Auf Letzteres wird pro Liter etwa 20 Cent mehr Energiesteuer erhoben als auf Diesel. Rein rechnerisch hätte Diesel im vergangenen Monat also etwa weitere 10 Cent weniger pro Liter kosten müssen, um das gesamte Potenzial der niedrigeren Steuer auszuschöpfen.
Steffen Bock: „In den kommenden Monaten könnte sich die Preisschere zwischen Benzin und Diesel noch weiter schließen, da der Dieselpreis saisonal bedingt steigen dürfte. Der Grund dafür ist die erhöhte Nachfrage nach Heizöl in der kalten Jahreszeit. Da Diesel und Heizöl ähnliche Produkte sind und aus demselben Raffinerieprozess stammen, kann die erhöhte Heizölnachfrage zu einem Anstieg des Dieselpreises an den Tankstellen führen.“
Die günstigsten und teuersten Tanktage im Oktober
Der günstigste Tag zum Tanken war im vergangenen Monat im bundesweiten Durchschnitt sowohl für Super E10 (1,6230 Euro pro Liter) als auch für Diesel (1,5220 Euro) Dienstag, der 1. Oktober.
Die höchsten Preise für beide Kraftstoffsorten bezahlten die Autofahrerinnen und Autofahrer hingegen am Montag, dem 14. Oktober. An diesem Tag kostete der Liter Super E10 rund 1,6780 Euro und der Liter Diesel rund 1,5820 Euro.
Städteranking Oktober: Bonn zum 24. Mal in Folge unter den beiden günstigsten und Leipzig zum 18. Mal in Folge unter den beiden teuersten Diesel-Tankstädten
Am wenigsten zahlten Autofahrerinnen und Autofahrer im Oktober für Super E10 in Mannheim. Rund 1,6252 Euro kostete der Liter hier im Monatsdurchschnitt. Das ergab der Preisvergleich von Clever Tanken unter den 20 größten deutschen Städten. Auf den Plätzen zwei und drei der günstigsten Super-E10-Tankstädte folgten Bonn (1,6317 Euro) und Bielefeld (1,6338 Euro). Bonn schaffte es damit zum siebten Mal in Folge unter die Top 3 der günstigsten Super-E10-Tankstädte.
Am teuersten war Super E10 im Oktober dagegen wiederholt in Hannover (1,6968 Euro) und Dresden (1,6951 Euro). Neu auf Platz drei der teuersten Super-E10-Tankstädte reihte sich Hamburg (1,6784 Euro) ein. Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten im teuren Hannover durchschnittlich rund 407,23 Euro und damit etwa 17,18 Euro mehr als im günstigen Mannheim.
Nachdem Bonn sechs Mal in Folge die Poleposition unter den drei günstigsten Diesel-Tankstädten eingenommen hatte, verdrängte Bielefeld (1,5243 Euro pro Liter) die Bundesstadt (1,5320 Euro) im Oktober auf den zweiten Platz. Dennoch behauptete sich Bonn zum 24. Mal nacheinander in den Top 2 in dieser Kategorie. Den dritten Platz belegte im Oktober Mannheim (1,5399 Euro).
Keine Veränderungen gegenüber dem Vormonat gab es im Oktober unter den Top 3 der teuersten Diesel-Tankstädte. Zum elften Mal ohne Unterbrechung belegte Leipzig (1,5967 Euro) den ersten Platz. Die Messestadt ist damit zum 18. Mal in Serie unter den Top zwei in dieser Kategorie – davon zum 16. Mal auf Platz eins. Auf den Plätzen zwei und drei folgten im Oktober erneut Dresden (1,5965 Euro) und Hannover (1,5888 Euro).
Gründe für die Entwicklung der Kraftstoffpreise im Oktober
Steffen Bock: „Grundsätzlich wird die Preisentwicklung an den Tankstellen von der Entwicklung der Rohölpreise beeinflusst, da diese in der Regel der wichtigste Faktor für Veränderungen bei den Kraftstoffpreisen sind. Im vergangenen Monat schwankten die Rohölpreise teils täglich aufgrund einer komplexen Mischung aus geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Einflüssen.“
Zunächst führten die zunehmenden Unsicherheiten im Nahen Osten, insbesondere die Befürchtung vor einer Eskalation zwischen Israel und dem Iran, zu einem Preisanstieg, da Händler eine Risikoprämie einpreisten. Diese geopolitischen Sorgen wurden zusätzlich durch den Hurrikan „Milton“ in den USA verstärkt, weil er eine vorübergehende Nachfragespitze verursachte.
Gegen Ende des Monats drückten jedoch mehrere Faktoren auf die Rohölpreise: Schwache Konjunkturdaten aus China, dem wichtigsten Abnehmerland, belasteten die Nachfrageaussichten. In der Folge senkte das Ölkartell OPEC zum dritten Mal seine Nachfrageprognose, was auch zur Abkühlung des Marktes beitrug. Zudem ließen die geopolitischen Spannungen etwas nach, da sich die israelische Reaktion auf die iranischen Angriffe auf militärische Ziele beschränkte und die Energieversorgung nicht beeinträchtigt wurde. Dies reduzierte die zuvor eingepreiste Risikoprämie und führte zu einem Preisrückgang.
Gleichzeitig spielte der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar eine Rolle: Da der Euro erstmals seit August unter die Marke von 1,10 US-Dollar fiel, verteuerte sich der Rohölkauf für den Euroraum zusätzlich. Denn: Öl wird weltweit in US-Dollar gehandelt.
Ausblick
„Die Ölpreise dürften in den kommenden Wochen volatil bleiben, getrieben von geopolitischen Risiken und der globalen Nachfrageentwicklung“, sagt Steffen Bock.
Bock erklärt weiter, dass die Spannungen im Nahen Osten, insbesondere zwischen Israel und dem Iran, eine potenzielle Bedrohung für die Ölversorgung darstellen. Dies könnte zu deutlichen Preissteigerungen führen, insbesondere wenn es zu Angriffen auf die iranische Energieinfrastruktur kommen sollte.
Gleichzeitig sind die weltweiten Ölvorräte niedrig, was die Unsicherheit verstärkt. Zwar haben die USA begonnen, ihre strategischen Reserven wieder aufzufüllen. Dies könnte die Nachfrage – und damit die Preise – ankurbeln, wird aber von möglichen politischen Entscheidungen in den USA beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf Inflationssorgen und die bevorstehenden Wahlen am morgigen 5. November 2024.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Erwartung von Analysten, dass die OPEC+ ihre Förderkürzungen fortsetzen wird, um die Preise weiter zu stabilisieren. Aber: Sollte sich die geopolitische Lage weiter zuspitzen, könnte der Ölverbund gezwungen sein, seine Strategie anzupassen, was die Preise unter Druck setzen könnte.
Auch eine Entspannung der Konflikte im Nahen Osten könnte zu stabil niedrigen oder sogar fallenden Preisen führen, da das Risiko von Lieferunterbrechungen sinken würde. Sollten zudem die Prognosen für die Ölnachfrage aufgrund einer schwächeren Weltkonjunktur, insbesondere in China, weiter nach unten korrigiert werden, könnte dies die Ölpreise ebenfalls stabilisieren oder sogar drücken.
Regelmäßiger Preisvergleich lohnt sich
„Wie auch immer sich die Preise entwickeln werden: Wer an der Zapfsäule sparen will, sollte die Kraftstoffpreise regelmäßig per App, Navigationsgerät oder im Internet vergleichen. iPhone-Nutzende können das mit der App von Clever Tanken auch über CarPlay“, erklärt Steffen Bock.
Autobahntankstellen sollten Autofahrende meiden, wenn dies ohne Umwege möglich ist. Denn sie sind aufgrund ihrer günstigen Lage und der geringen Konkurrenz in der näheren Umgebung oft teurer als zum Beispiel Tankstellen in größeren Innenstädten.
Außerdem sollten Autofahrerinnen und Autofahrer beachten, dass mancherorts bis zu sechs Preisspitzen pro Tag auftreten – vor allem bei Markentankstellen. Steffen Bock: „Manchmal lassen sich an ein und derselben Tankstelle Unterschiede von bis zu 15 Cent pro Tag feststellen. Vergleicht man alle Tankstellen in einer Stadt, sind es auch schon mal bis zu 22 Cent innerhalb von 24 Stunden.“ Günstige Tankzeiten gibt es überall häufig zwischen 8 und 10 Uhr, 12 und 13 Uhr sowie 20 und 22 Uhr.